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Elektronische Archivierung per Blockchain - ein Anwendungsbeispiel

By Ulrich Kampffmeyer posted 01-12-2018 04:43

  

Blockchain & Archivierung - ein Anwendungsbeispiel bei der Metro (Originalbeitrag http://bit.ly/Metro-Blockchain)

Inzwischen gibt es auch in Deutschland die ersten Projekte, bei denen Blockchain-Techniken für die elektronische Archivierung eingesetzt werden. Bei der Metro geht es hier um Massendaten aus Kassen, die dem KassenG unterliegen: http://bit.ly/MetroBlockchain. Naturgemäß geht es eigentlich nicht um "Archivierung" sondern um "Aufbewahrung" entsprechend den Vorschriften von HGB, AO und GoBD. Im Anwendungsfall geht es nicht um Dokument-orientierte Speicherung sondern um strukturierte Datensätze.

Bei Massendaten aus Tausenden von Kassen greifen bisherige Archivierungskonzepte nicht. Diese basieren auf einer Indexdatenbank, die auf einzelne Objekte in einem separaten Speicher verweist. Perfomance- wie auch Mengengründe stellen dieses Konzept aber bei Massendaten in Frage. Jeder einzelne Index in der Datenbank hätte z.B. die gleiche Größe wie der aufzubewahrende Datensatz des Kassenbons. Das Eintragen und prüfen der Indexinformation und das Wegschreiben der Archivobjekte ist bei großen strukturierten Datenmengen nicht performant genug. Die Nutzung von WORM-Verfahren im Speicher führt zu zusätzlichen Größen- und Performance-Problemen. Die vorgesehenen Lösung erlaubt darüber hinaus die Auswertbarkeit der Daten mit Analytics-Werkzeugen.

Es handelt sich bei der geplanten Lösung aber nicht um eine "klassische" Blockchain, wie sie z.B. bei virtuellen Währungen zum Einsatz kommt. In den öffentlichen, verteilten Systemen mit Mining-Funktionalität kommen viel aufwändigere Verfahren als in einer Inhouse-Lösung, wo Datensätze, mit Prüfsummen versehen, verknüpft werden und in sequentieller Abfolge gegengesichert werden. Natürlich müssen in dieser auf Open-Source- und Bigdata-Werkzeugen basierenden individuellen Lösung eine Reihe von Problemen berücksichtigt werden. Hierzu gehört z.B. die Bildung von Zeitscheiben, um Informationen nach den Aufbewahrungsfristen löschen zu können, Verknüpfungen zu Laufzeitsystemen z.B. mit den zugehörigen Daten aus Materialwirtschafts- und Logistik-Programmen sowie de Behandlung personenbezogener Daten nach DSGVo in den Kassenbelegen. 

Ob durch solche Lösungen die bisherigen Konzepte der revisionssicheren Archivierung mit Referenzdatenbank und separatem Repository in Frage gestellt werden, ist wenig wahrscheinlich. Wie auch das Records Management benötigt die effiziente Verwaltung und Erschließung von Information mehr als nur Analytics und verfälschungssichere Speicherung. Anders als eine Blockchain ermöglicht Records Management und revisionssichere Archivierung auch das gezielte, nachvollziehbare und dokumentierte Löschen - etwas, was es in einer verketteten Blockchain per Definitionem nicht geben kann.

Die Lösung von Deepshore und Metro soll zukünftig der Open-Source-Community zur Verfügung gestellt werden.

(Originalbeitrag http://bit.ly/Metro-Blockchain)

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