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BREXIT & Information Management Industry

By Ulrich Kampffmeyer posted 06-24-2016 13:29

  

Sehr bedrückend, aber zu erst einmal Ruhe bewahren. Den großen Bruch werden sich weder Groß-Britannien noch die EU leisten können. Dennoch wird ein Exempel statuiert werden. Zumindest wird es lange brauchen, bis neue Verträge die EU-Verträge ersetzen. Über politische und wirtschaftliche Konsequenzen wird aller Orten diskutiert - aber gibt es auch Auswirkungen für das Informationsmanagement? (http://bit.ly/BrexitInfoMngmnt)

Ja, es gibt sie - oder es wird sie geben. Betrachten wir nur einige Felder, die durch den Austritt Groß-Britanniens aus der EU betroffen sein werden.

  • Da ist zuerst die Frage, ob England die aktuellen EU-.Richtlinien übernehmen wird - elektronische RechnungeIDASGDPR - um nur einige zu nennen. Nach einem Austritt muss UK nicht mehr. Aber wie es in der zweijährigen Übergangszeit aussieht, ist fraglich. Eins kann ganz gewiss gesagt werden: wenn Groß-Britannien Handel im Wirtschaftsraum treiben möchte, analog zu Norwegen und Schweiz, dann werden sie auch elektronische Signaturen aus dem EU-Raum, elektronische Rechnungen im EU-Format und die sanktionierten Datenschutzregeln umsetzen müssen. Daran führt kein Weg vorbei, denn die "Splendid Isolation" ist im globalisierten Handel keine Option für UK.

  • Datenspeicherung in der Cloud war immer ein kritisches Thema: wo liegen meine Daten, dürfen steuerrelevante Daten außerhalb Deutschlands gespeichert werden, usw.? Während sich innerhalb der EU hier Lockerungen und mehr Akzeptanz abzeichneten - besonders bei  europäischen multi-nationalen Unternehmen -, ist dies für Groß-Britannien ein erheblicher Rückschritt. Keine Firma aus der EU wird jetzt ohne Weiteres noch ihre wichtigen Daten in einer Cloud bei einem Unternehmen in Groß-Britannien speichern. Es gibt einfach zu viele rechtliche Unsicherheiten. Viele ausländische Unternehmen haben sich Firmen nebst Rechenzentren in den Staaten der EU zugelegt. Jetzt wird auch Groß-Britannien zum Ausland und muss sich entsprechende Repräsentanzen in der EU schaffen.

  • Software-Downloads von Servern in England - welche Lizenzrechte gelten dann dort zukünftig? Herkunftslandprinzip? Angefangen von großen Standard-Softwarepakten bis zur kleinen App gilt es nun die Lizenzverträge, die Service-Level-Agreements und die AGBs hervorzukramen, und zu gucken, was aus den Bedingungen für bereits gekaufte und für zukünftige, z.B. Updates, Software-Produkte wird. Hier wird es eine labnge Zeit Unsicherheiten bei den Bedingungen geben, die auf europäischen Gesetzen basieren. Auf "Rechtssicherheit" bei bereits abgeschlossen Verträgen zu spekulieren - wer will.  Man sollte sich zumindest von den Anbietern in UK bestätigen lassen, dass die bisherigen Verträge und Konditionen auch zukünftig Bestand haben. Wenn man die Produkte, SLAs und Wartungsverträge allerdings in Pfund zahlt, könnte es für eine Weile deutlich billiger werden.

  •  Unabhängig von der Handhabung bestehender Verträge für Informationsmanagement-Lösungen hat der BREXIT vielleicht auch Auswirkungen auf die zukünftige Auswahl von Software - zumindest in der europäischen öffentlichen Verwaltung. Bei europaweiten Ausschreibungen kann man dann die Angebote von UK.-Firmen einfach ignorieren. Ohne eigenständige Gesellschaften in den EU-Staaten werden sich die britischen Software- und Hardware-Anbieter in Zukunft deutlich schwerer tun.

  • Wie war das noch mit Mitarbeitern aus England in deutschen Softwarefirmen und europäischen Mitarbeitern in britischen Softwarefirmen. in UK sollen doch alle Ausländer (ja, auch die EU-Bürger sind zukünftig Ausländer), die weniger als 35.000 Pfund im Jahr verdienen raus? Wie wird es mit Aufenthaltsgenehmigungen in UK und der EU zukünftig aussehen. Lässt man das Thema einfach schleifen und ignoriert es oder kommt gerade die Frage ausländischer Mitarbeiter in englischen Firmen bei UKIP & Co ganz oben auf die Taskliste? Hier werden die Unternehmen die Politik massiv unter Druck setzen um den Abfluss von Knowhow-Trägern zu unterbinden. Europa ist hier aber gegenüber Groß-Britannien in deutlichem Vorteil.

  • Einen Bereich wird es aber sehr heftig "erwischen": Innovation, Forschung & Start-Ups. Wer will als Wissenschaftler aus dem Ausland noch in einem engstirnigen Groß-Britannien arbeiten, wo er von der europäischen Forschungs-Community abgeschnitten ist. Wer soll all die bisher von der EU geförderten Projekte und Stellen weiter zahlen, wenn Groß-Britannien nur sehr aufwändig und im Einzelfall Zugang zu den europäischen Forschungsprojekten erhält?  Will UK hier im eigenen Saft schmoren? Und der Schritt aus der Forschung in den Start-Up wird nicht leichter, wenn der europäische Marktzutritt nicht geregelt ist. Europäische Forschungsprojekte im Software- und Informationsmanagement-Umfeld werden ihre Standorte in Groß-Britannien aufgeben und in andere EU-Staaten umsiedeln. Viele in solche Projekte eingebundene Software- und Start-Up-Unternehmen werden mit auswandern. Dies ist ebenso abzusehen wie der Abzug der EU-Mitarbeiter aus UK.

Die Bewohner der Insel hatten die Wahl zwischen Groß-Britannien und Little England. Ich befürchte, es wird ein Little England dabei herauskommen, das für die Käufer innovativer Software-Produkte in Europa äußerst unattraktiv wird.

Ulrich Kampffmeyer

Quelle des Beitrages: http://bit.ly/BrexitInfoMngmnt
3 comments
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Comments

03-31-2018 04:48

.eu-Domains & Brexit. Immer mehr Auswirkungen des Brexit treten zu Tage: UK-Unternehmen verlieren ihre .eu-Domains mit dem Austritt | #EU #Brexit http://bit.ly/euDominas-Brexit

03-28-2018 04:58

BREXIT & eIDAS - Grossbritannien wird zum Drittland bei Vertrauensdiensten #eIDAS #Brexit #EU #Signatur #Vertrauensdienst http://bit.ly/eIDASbrexit

06-25-2016 03:48

Auf Facebook (http://bit.ly/28TZv4n) gab es auch schon einen Kommentar von Wolfgang Ksoll zu meinem Beitrag, den ich in unserem Blog beantwortet habe: http://bit.ly/KffBrexit